Allein im vergangenen Jahr haben sich über 64 Personen aus Afghanistan an die Beauftragte gewandt. „Das sind Menschen, die westliche Soldaten unterstützt und beschützt haben. Das sind Menschen – unter ihnen viele Frauen – die mit internationalen Organisationen zusammengearbeitet haben, um Bildung, Menschenrechte und Demokratie in ihrem Land zu stärken, Frauen und Männer, die freiheitliche Grundwerte hochhalten und damit ihr Leben riskieren“, betont Kruppa.
Die Beauftragte sieht in diesen Hilfesuchenden die wahren Hoffnungsträger Afghanistans. „Wir sollten sie als unsere Verbündete sehen und alles daransetzen, sie zu beschützen“, so Kruppa. Vor allem Bundesaufnahmeprogramme seien hierfür der richtige Ansatz. „Aber die bestehenden Verfahren sind intransparent, langwierig und werden der Bedrohung der Betroffenen nicht gerecht“, so die Beauftragte. Auch bietet ein Landesaufnahmeprogramm nahen Angehörigen von in Thüringen lebenden Afghaninnen und Afghanen die Möglichkeit, nach Thüringen einzureisen. Allerdings sind die Hürden dafür sehr hoch.
Als große Baustelle erweisen sich nach Ansicht von Mirjam Kruppa die deutschen Auslandsvertretungen in den angrenzenden Ländern Iran und Pakistan. „Sie bilden ein Nadelöhr für jegliche Aufnahmeverfahren“, erklärt die Beauftragte und beanstandet: „Terminvergaben und Bearbeitungszeiten stehen in keinem Verhältnis zur akuten Gefährdung der Antragstellenden.“ So dauere allein schon der Nachzug von Ehegatten und minderjährigen Kindern wegen der Terminlage an den Botschaften viele Monate bis Jahre. „Das kann Leben kosten“, mahnt Kruppa. Sie hoffe sehr, dass die im Koalitionsvertrag festgelegten Zusagen der Bundesregierung bezüglich der Verbesserung von Aufnahmeverfahren bald zum Tragen kommen.